Montag, 5. Januar 2015

Schadstoff oder kein Schadstoff? Mein Vorgehen beim Kosmetikkauf

Auf die Idee zu dem folgenden Blogeintrag hat mich eine liebe Leserin gebracht, welche mich vor einiger Zeit gefragt hat, wie ich entscheide, ob ein Inhaltsstoff bedenklich oder unbedenklich ist.
Ich finde diese Frage sehr wichtig (schließlich dreht sich irgendwie mein ganzer Blog darum) und möchte meine Meinung und mein Vorgehen gern noch ein bisschen ausführlich erklären.
Vorab ist es mir aber total wichtig, zu betonen, dass es sich dabei nur um meine persönlich Meinung dreht und ich kein Chemiker, Biologe oder Mediziner und damit auch abhängig von Aussagen anderer bin.


Was sind für mich Schadstoffe?
Unter dem Begriff "Schadstoff" verstehe ich einen Stoff, der dem menschlichen Körper bei kontinuierlicher und geringer Anwendung schadet. Ich unterscheide dabei also zwischen Stoffen, die jedem schaden und solchen, auf die ich, aber nicht zwangsweise jeder Mensch, negativ (allergisch) reagiere/reagiert. Zudem versuche ich im Hinterkopf zu behalten, dass ab einem gewissen Maß jeder Stoff ein Schadstoff für den Menschen sein kann.

Natürlich ist es immer einfacher, Stoffe zu meiden, die man sofort (und meist sichtbar) nicht verträgt (sie tun weh, brennen, führen zu Ausschlag etc.), das Problem hinter vielen Inhaltsstoffen ist jedoch, dass sie erst auf lange Sicht und manchmal auch komplett unsichtbar, Schaden im menschlichen Körper anrichten. Mit genauer Sicherheit, ist aber selbst das noch nicht in jedem Fall bewiesen. Damit einher geht die Problematik, vor der so viele von uns stehen: woher können wir wissen, welche Stoffe (welchen) Schaden in unserem Körper anrichten?

Gibt es seriöse Quellen?
Mein Grundproblem bei der Auseinandersetzung mit Schadstoffen ist eigentlich immer, dass egal was wir suchen, wir im Internet eine Bestätigung unserer Annahme finden werden. Damit meine ich, wenn ich vermuten würde, dass Kokosöl schädlich für meinen Körper wäre (was ich nicht tue), dann würde im Netz mit ziemlicher Sicherheit genau diese These irgendwo von irgendwem bestätigt werden. Das heißt für mich ist immer wichtig rauszufinden, wer hinter dieser Aussage steckt und ob diese Quelle (in meinen Augen) seriös genug ist, sodass ich ihr Glauben schenken möchte.


Zum Thema wissenschaftliche Studien:
Ich bin an dieser Stelle wie gesagt, auf das Wissen anderer Menschen angewiesen, da ich selbst auf diesem Gebiet nicht forsche. Ich lese mir also, sofern ich Zugriff darauf habe, Studien durch oder suche Organisationen, die auf mich seriös wirken. Lese ich im Netz den altbekannten Spruch "wissenschaftliche Studien haben ergeben...." bin ich aber weiterhin auf der Hut, denn der Begriff "wissenschaftliche Studie" ist nicht geschützt und sagt nichts über die Qualität der Studie aus. Teilweise zählt die Anzahl der Testpersonen nur 5 Probanden, Wechselwirkungen konnten nicht ausgeschlossen werden, oder der jeweilige Inhaltstoff ist in so hoher Dosierung verabreicht worden, wie ihn im normalen Leben kein Mensch auch nur ansatzweise zu sich nehmen würde (und wie gesagt: bei zu hoher Dosierung kann alles schädlich sein)

Was mache ich also?
Zunächst versuche ich Produkte anzuwenden, die mit möglichst wenigen Inhaltsstoffen auskommen. Frei nach dem Motto: Je weniger drin ist, umso weniger kann potenziellen Schaden anrichten :-) Zum anderen schau ich mir die Inhaltsstoffe an und suche mir über die App von codecheck.info den Nutzen und mögliche Risiken des Inhaltsstoffes raus. (Hinweisen möchte ich auch nochmal darauf, dass codecheck.info von der Mitarbeit eines jeden abhängt, was das Eintragen der Inhaltsstoffe eines Produktes betrifft. Das bedeutet, jeder, der möchte, kann dort die Inhaltsstoffe von Produkten einpflegen, dies führt dazu, dass die Angaben, welches Produkt welche Inhaltsstoffe hat,  nicht immer richtig und nicht immer aktuell sind).
Sofern ein Inhaltsstoff von codecheck als bedenklich eingestuft wird, stelle ich mir meist drei Fragen:
  • Brauche ich das Produkt wirklich und gibt es das nicht auch ohne diesen Inhaltsstoff?
  • Was ist das mögliche Risiko? (Einen Inhaltsstoff, der von codecheck als nicht empfehlenswert eingestuft wird, weil er zehnmal so süß wie Zucker ist, fände ich in einem Haarspitzenfluid nicht sonderlich schlimm)
  • Kann der Inhaltsstoff bei der Anwendung des Produkts sein Risiko entfalten? (Silica ist zum Beispiel nur schädlich beim Einatmen: - atme ich Lidschatten ein?) 
Je nachdem kaufe ich dann ein Produkt oder stelle es Zurück ins Regal. (und: Nein, ich kann die Stoffe nicht alle auswendig, einige habe ich mir im Laufe der Zeit gemerkt, und sonst freue ich mich, dass codecheck eine App hat :-)

Kritik am eigenen Konzept
Ich möchte nicht sagen, dass mein Vorgehen gut ist. Natürlich sollte man sich davon unabhängig auch fragen, ob man das Produkt tatsächlich benötigt und wie oft und wie großflächig man es letztendlich überhaupt anwendet. Wahrscheinlich nehmen wir über die Nahrung wesentlich mehr riskante Stoffe auf, als wenn wir uns etwas Kritisches auf die Augenlider schmieren.
Auch kann ich nicht ausschließen, dass die von codecheck.info aufgelisteten schädlichen Inhaltsstoffe tatsächlich schädlich sind. Genauso wenig, kann ich mit Sicherheit sagen, dass die Stoffe, die als unbedenklich eingestuft werden, wirklich unschädlich sind und zu der Schädlichkeit im Relation zu dem Konzentrations- oder Dosierungsgrad macht diese Website leider auch keine Angaben.

Ihr merkt also, ich bin selbst auch nicht sicher, ob das richtig so ist, wie ich das mache. Aber ich habe ehrlich gesagt auch einfach Spaß daran, eine bestimmte Produktkategorie zu durchsuchen, bis ich ein vermeindlich schadstofffreies Produkt gefunden habe.

Wie findet ihr mein Vorgehen und wie entscheidet ihr, was ihr verwendet und was nicht?

Viele Grüße

Die Ente



8 Kommentare:

  1. Ich mache das meist ganz genauso wie du (: ...gerade wenn man anfängt sich mit den Inhaltsstoffen auseinanderzusetzen ist Codecheck die beste Hilfe! Anfangs habe ich alle Produkte erst mal bei Codecheck gesucht, weil die ewig langen Listen mit den gleich klingenden Inhaltsstoffen für den Laien meist undurchschaubar sind! Mittlerweile kenne ich mich mit den Marken besser aus und weiß, welche Marke in etwa welche Inhaltsstoffe verwendet und wo ich besser aufpassen sollte. Da brauche ich die Listen meist nur noch nach bestimmten Inhaltsstoffen überfliegen. Und nach einer Weile merkt man sich einfach auch viele Stoffnamen (bzw. den Klang "guter" und "weniger guter" Stoffe ^^). Liebe Grüße (:

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    1. es freut mich zu hören, dass du auch so vorgehst!
      Viele Grüße
      Die Ente

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  2. Hi, ich halte gehe aehnlich vor wie Du. Am wichtigsten ist mir die Vertraeglichkeit, danach kommen moegliche langfristige Risiken. Ich bemuehe mich einzelne Stoffe differenziert unter verschiedenen Gesichtspunkten zu betrachten, nehmen wir zum Beispiel Lavendeloel: Ich persoenlich vertrage es gut und reagiere auf chemisches Sterilium allergisch, daher macht es Sinn mich bei einer Operation damit zu desinfizieren. Andererseits hat Lavendeloel ein hohes allergisierendes Potential und waere aufgrund des hohen Preises fuer Krankenhaeuser in armen Laendern unbezahlbar, daher macht es Sinn den Grossteil der Menschheit mit Chemie zu desinfizieren. Auch beim "Silikonbashing" sollte man sein geringes allergenes Potenzial und den hohen Nutzen fuer die rekonstruktive Chirurgie bedenken (es gibt nicht nur unnotige Brustvergroesserungen, sondern auch Korrekturen deformierter Brueste und Hodenimplantate, fuer die betroffenen Menschen ist das ein Segen), auch der Effekt des " Wirkstoffe an die Haut kleben" kann
    bei medizinischer Anwendung sehr hilfreich sein. In Kosmetik moechte ich dennoch kein Silikon haben, ich mag das Gefuehl einfach nicht und die Folgen fuer die Umwelt. Ich kenne auch Neurodermitiker die auf Vaseline schwoeren und mit vielen pflanzlichen Oelen nicht klar kommen. Manchmal wuenschte ich mir schon etwas weniger Dogmatismus unter Naturkosmetikfans. Liebe Gruesse

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    1. Genau, die persönliche und individuelle Verträglichkeit darf bei Inhaltsstoffen, die vermeindlich "gut" sind, wirklich nicht unbeachtet bleiben, andersrum kann es natürlich schwierig sein, da muss man eben abschätzen, ob der Nutzen größer als der Schaden ist, das ist eine Entscheidung, die jeder für sich treffen muss, das sehe ich ganz genau wie du.
      Viele Grüße
      Die Ente

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  3. Es ist gut mal etwas über die Problematik, die du ansprichst (Recherche, Differenzierung), zu lesen. Mir geht es bei der Recherche zu Artikeln über Inhaltsstoffe oft so wie du es beschreibst. Bei Studien ist das Kleingedruckte wirklich das entscheidende. Es gibt natürlich auch Inhaltsstoffe, die ganz toll sein können. Palmöl z.B. hat viele Vorteile. Aber es gibt immer eine Schattenseite. Bei Palmöl ist es die unglaubliche Anbaumenge und die daraus resultierende Umweltbelastung (http://www.hauttatsachen.de/palmoel-infografik/).
    Es ist zwar nicht leicht verlässliche Infos zu bekommen, aber codecheck ist gut und auch olio natura hat tolle Artikel (mit weiter führenden Quellen).

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    1. Es freut mich sehr, dass euch das interessiert! Stimmt, neben dem Schaden am menschlichen Körper spielt der ökologische Aspekt bei Inhaltsstoffen natürlich auch noch mit rein, das macht die Entscheidung nicht leichter :)
      olio natura kannte ich bisher nicht, aber werde ich mir demnächst mal anschauen. Danke für den Hinweis!
      Viele Grüße
      Die Ente

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  4. Das Problem mit Codecheck, das ja zu Ökotest gehört, dass viele Stoffe größtenteils nach dem Umweltaspekt bewertet werden. Auch ich schaue immer zuerst dort rein, schaue aber warum ein Stoff entsprechend klassifiziert wird. Natürlich ist mir wichtig, umweltbewusst zu konsumieren, weshalb ich durchaus auf die Klassifzierung vertraue. Aber es nervt auch, dass teils Informationen einfach nicht stimmen. Die beliebte These, dass Erdöl die Hautatmung verhindere, ist so ein Schwachsinn. Es ist ein extrem allergiearmer Stoff, und die Haut atmet nicht. Umweltaspekt: rot, schädlich für uns? Nein. Insofern muss man durchaus unterscheiden.

    Ich lese im zweiten Schritt gerne bei Truth in Aging, da werden Studien und Veröffentlichungen renommierter Journale zitiert, ebenso ist Beautypedia von Paula Begoun. Sie ist natürlich völlig konventionell, zitiert aber auch namhafte studien, um zu belegen, warum etwas sehr reizend und allergisierend ist bzw. das Gegenteil davon.

    Viele denken ja, Naturkosmetik ist super und sicher, der witz ist aber, dass man hier genauso aufpassen muss. Scharfe allergisierende Tenside gibt's auch in NK-Qualität, Alkohol schädigt Zellen nachhaltig, ob Bio oder nicht, ätherische Öle können extreme Allergien hervorrufen usw. Also nicht mal hier Verlass...
    Bleibt schwieriges Thema :-)

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    1. Stimmt, die Bewertungen berufen sich häufig auf noch einen ganz anderen Aspekt, als die Wirkung des Stoffes, das muss man auch bedenken!
      Ob die Haut atmet oder nicht, kann ich mit meinem Laienwissen nicht sagen, zumindest können Stoffe und Hormone über die Haut aufgenommen werden (Salben...Hormon- und Nikotinpflaster) und Schweiß usw. durch sie abgegeben werden, deswegen, möchte ich mir persönlich keine Stoffe auf die Haut geben, die diesen "Austauschprozess" unterbinden. Wobei, und da gebe ich dir Recht, ich nicht mit Sicherheit sagen kann, dass Erdöl die Haut tatsächlich "zuklebt", da fehlt mir einfach das Fachwissen. Ich vermeide die Stoffe wenn möglich aber. Das ist auch ein Thema, was jeder für sich entscheiden muss.
      Und stimmt: Naturkosmetik ist nicht gleich schadstofffrei, das sehe ich genauso :)
      Viele Grüße
      Die Ente

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